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Schwarzbrot und Baguette
11 décembre 2011

To strike or not to strike

Habe ich überhaupt je ein Schuljahr ohne Streik erlebt? Es ist schon so, dass die Regierung Entscheidungen trifft, die absolut schlecht für das Schulsystem sind. Zum Beispiel haben die meisten Klassen jetzt 35 Schüler, weil die Regierung in den letzten Jahren Tausende von Lehrerstellen gestrichen hat.

Ausserdem sollen die Schulen immer mehr Unabhängigkeit haben und dazu gehört, dass unsere Direktoren uns demnächst bewerten sollen. Wir haben jetzt noch Inspektoren der jeweiligen Disziplin, die immer mal alle paar Jahre in den Unterricht kommen. Aber die haben wenigsten Ahnung ... Was weiss denn mein Direktor davon wie man Deutsch unterrichtet. Und was ist überhaupt seine Qualifikation? Er hat ein Auswahlverfahren gemacht (Concours), das ich genauso machen könnte. Naja, nachdem, was ich gehört habe, ist unser Direktor auch nicht besonders heiss darauf, uns zu bewerten (das spricht für ihn!).

Wie dem auch sei. To strike or not to strike. Ab morgen werden wieder Schülerhorden über mich herfallen und mich mit der Frage bombadieren: "Vous faites grève jeudi?". Und dann werden sie noch hinterherschieben, dass, wenn ich nicht streike, sie nur meinetwegen kommen müssten (droh). Und die Kollegen, die streiken, sind muffig auf die, die nicht streiken. Die sagen dann, dass wir ja von den Vorteilen, die sie erkämpfen auch profitieren. Da ist auch was dran.

Andererseits  kommt die Krise auch in unsere Stadt: der Vater einer meiner Schüler hat grad seinen Job verloren. Er ist total geknickt. Und ich soll streiken? Für ihn? Für mich? Für seinen Sohn? Sein Sohn macht dieses Jahr Abitur. Dann ist es doch logischer zu arbeiten, damit sein Sohn eine gute Note im Abi bekommt, oder?

Und überhaupt: warum kriegen die Franzosen es nicht gebacken, miteinander zu diskutieren und vernünftige Entscheidungen zu treffen? Und wieso soll mein politisches Ausdrucksmittel die Verweigerung sein? Es gibt doch Wahlen. Tjaaa ... aber Frankreich ist nicht wirklich demokratisch. Es hat lange gebraucht, bis ich das verstanden hab. Das heisst, Frankreich hat nicht wirklich eine repäsentative Demokratie.

Also Donnerstag ist sozusagen ein von den Gewerkschaften verpflichtend festgelegter Wahltag. geh ich arbeiten, wird das so interpretiert als wär ich mit allem einverstanden. Geh ich nciht arbeiten, drücke ich damit meinen Protest aus, was meistens zu absolut nichts führt. Und ausserdem werden mir hundert Euro vom Gehalt abgezogen. Bei der Stundenzahl vom Donnerstag würd's sich wenigstens lohnen ... To strike or ot to strike. Jedes Mal quäle ich mich mit dieser Frage herum. Meistens bekomme ich dann Migräne. Au fein: muffige Schüler, muffige Kollegen und Migräne wenn ich arbeiten gehe. Ist das nicht absurd?

 

 

 

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